Martin Junghöfer
Dipl.-Psych. {1}
Psychologischer Psychotherapeut {2}
(VT) {3}
Fachpsychologe Diabetes (DDG) {4}
Arztregister Nr.: 81545 KV Nordrhein Bezirksstelle
Köln (5)
Kritische Anmerkungen (6)
Fragebogen zur Therapeutenwahl (7)
Wahrscheinlich werden Sie bereits
festgestellt haben, dass es im Bereich Psychotherapie eine
für Laien schwer überschaubare Vielfalt an Berufsbezeichnungen,
Qualifikationen und Therapierichtungen gibt.
Ich möchte Ihnen deshalb zunächst einige orientierende
Hinweise geben, die Ihnen hoffentlich den „Urwald“
etwas durchsichtiger erscheinen läßt und Ihnen
auch ein gezielteres Vorgehen bei der Suche nach einem Psychotherapeuten
ermöglichen.
Für das Folgende gilt: ich bemühe mich soweit als
mir möglich um Objektivität, es fließt hier
aber auch ein erheblicher Teil an subjektiver Meinung ein.
Nach meiner Erfahrung läßt sich dies alles auch
gar nicht immer klar auseinanderhalten! Und letztlich kann
und will ich aus meinem Herzen auch keine Mördergrube
machen: ich stehe zu meinen Meinungen, bin aber auch bereit,
sie zu hinterfragen und gegebenenfalls zu verändern.
{1}:…Unterschied:
Psychologe - Diplom-Psychologe:
Psychologie ist eine Wissenschaft, die an Universitäten
gelehrt wird.
Psychologie ist die Wissenschaft vom Verhalten und Erleben.
(Minimaldefinition)
Nach erfolgreichem Abschluß des Studium (Diplomarbeit,
schriftliche und mündliche Prüfungen) wird einem
der akademische Grad eines Diplom-Psychologen verliehen. Alle
und nur die, die ein Psychologiestudium erfolgreich beendet
haben, sind Diplom-Psychologen.
Viele Studenten hören während ihres Studiums an
der Universität aus Interesse Vorlesungen oder belegen
einige Kurse in Psychologie. Die sind am Ende natürlich
keine Diplom-Psychologen. Aber in manchen Lebensläufen
o.ä. ließt man dann Bezeichnungen wie z.B. „Studium
der Psychologie“. Andere wiederum lernen an Heilpraktikerschulen
oder sonstigen nicht-staatlich-anerkannten „Instituten“
Psychologie mit oder ohne ebenso nicht anerkannten Abschlüssen.
Viele dieser Leute nennen sich „Psychologen“.
Nun hat das Bundesverwaltungsgericht eindeutig entschieden,
dass die Bezeichnung „Psychologe“ irreführend
ist und sich nur Diplom-Psychologen auch Psychologen nennen
dürfen. Seitdem gibt es eine Vielzahl von Phantasiebezeichnungen
für die Nicht-Diplom-Psychologen, die dann teils verboten
werden oder sich halten. Es geht hier vor allem darum, die
Bevölkerung vor Scharlatanen zu schützen!
Nach meiner persönlichen Meinung besteht der entscheidende
Unterschied zwischen einem Diplom-Psychologen und einem „Nicht-Diplom-Psychologen“
darin, dass ersterer währen seines Studiums gelernt hat,
selbständig wissenschaftlich zu arbeiten und zu denken,
was i.W. beinhaltet, sich selbst und seine Arbeit kritisch
zu beurteilen, ja vor allem Selbstkritik als wesentlichen
Bestandteil seiner Arbeit anzusehen.
Darin unterscheidet er sich von Scharlatanen!
Psychotherapeut:
{2}:…Unterschied: Psychologischer
Psychotherapeut - Ärztlicher Psychotherapeut:
Der Psychologe hat Psychologie studiert, der Arzt hat Medizin
studiert.
Die Minimaldefinitionen beider Wissenschaften lauten:
Psychologie ist die Wissenschaft vom Verhalten und Erleben.
Medizin ist die Wissenschaft vom gesunden und kranken Lebewesen.
Zum Psychotherapeuten werden beide durch eine psychotherapeutische
Zusatzausbildung.
Unterschied: Ärztlicher Psychotherapeut - Psychiater:
Der Psychiater hat Medizin studiert und ist aus psychotherapeutischer
Sicht ein Spezialfall des Mediziners:
als Facharzt für seelische Erkrankungen oder Störungen
geht er erst mal von der körperlichen Seite an psychische
Probleme heran. In seinem Studium hat er sich – wie
alle Mediziner - in erster Linie mit der Funktionsweise und
den Erkrankungen des menschlichen Körpers beschäftigt
und gelernt, diese Krankheiten hauptsächlich mit Medikamenten
zu behandeln. Nach Abschluss des Medizinstudiums hat er in
medizinischen Einrichtungen eine mehrjährige Facharztausbildung
zum Psychiater absolviert.
Erst dann, wenn er eine psychotherapeutische Zusatzausbildung
erworben hat, ist er berechtigt, Psychotherapie auszuüben
und eine entsprechende Zusatzbezeichnung zu führen.
{3}:…Psychotherapeutische
Ausrichtungen:
Unterschied: Verhaltenstherapie - Psychoanalyse - Tiefenpsychologie:
Verhaltenstherapie ist die wissenschaftliche kontrollierte
Anwendung der Wissenschaft Psychologie.
Die Psychoanalyse ist ein mehrschichtiges System von Theorien
über Auswirkungen unbewusster psychischer Abläufe
auf das Fühlen, Denken und Handeln von Menschen
Die Tiefenpsychologie ist die zusammenfassende Bezeichnung
für psychotherapeutische Schulen (ausgehend von Sigmund
Freud, Alfred Adler und Carl Gustav Jung), die sich um die
Erforschung der Psyche mit dem Postulat des Unbewussten bemühen.
Psychoanalyse, Tiefenpsychologie und tiefenpsychologisch
orientierte Psychotherapien haben also per definitionem nichts
mir der Wissenschaft Psychologie zu tun; diese drei bilden
ein eigenständiges Gebäude von teils wissenschaftlich,
teils weltanschaulich fundierten Methoden, wobei es –
natürlich – gewisse Schnittmengen mit der Psychologie
gibt.
Um dem hier aufscheinenden „Methodenstreit“ möglichst
schnell zu entgehen, erläutere ich hier die praktische
Unterscheidung zwischen Verhaltenstherapie (VT) und Tiefenpsychologie
(TP):
Jede Störung des Verhaltens und Erlebens hat verursachende
und aufrechterhaltende Bedingungen. Die verursachenden Bedingungen
(Ursachen) haben irgendwann in der Entwicklung dieses Menschen
die Grundlagen für diese Störung gelegt. Dann ist
die Störung irgendwann ausgebrochen, u.U. lange nach
der Ursachenlegung, und wird dann aufrechterhalten („am
kochen gehalten“) durch Bedingungen, die in der Gegenwart
wirken und die meistens nichts mehr gemein haben mit den ursprünglich
verursachenden Bedingungen.
In der Therapie der Störung kümmern sich Verhaltenstherapeuten
zuerst und überwiegend um die aufrechterhaltenden Bedingungen,
Tiefenpsychologen gehen zuerst und überwiegend an die
verursachenden Bedingungen heran. Erst dann, wenn das längere
Zeit nicht zu befriedigenden Ergebnissen führt, gehen
heutzutage Verhaltenstherapeuten auch an verursachende Bedingungen
heran und Tiefenpsychologen an aufrechterhaltende Bedingungen.
Jetzt gibt es innerhalb der Verhaltenstherapie (VT) noch
das Eigenschaftswort „kognitiv“, also die Kognitive
Verhaltenstherapie. Was ist das?
Die Kognitive Verhaltenstherapie ist eine
Weiterentwicklung der Verhaltens--therapie.
Ursprünglich wurde die VT entwickelt als Anwendung eines
Teilbereichs der Psychologie und zwar des Behaviorismus. Der
Behaviorismus war das krasse Gegenteil der hochspekulativen
Tiefenpsychologie und beschränkte das wissenschaftliche
Vorgehen (Forschung, Theoriebildung und Anwendung) auf von
außen beobachtbare Ereignisse. Damit wurde Psychologie
letztlich zur Naturwissenschaft. Die Psychologie entwickelte
sich weiter und somit führte die Integration neuerer
Erkenntnisse in die Psychologie und damit auch in die VT zur
„kognitiven Wende“: vor allem zu nennen sind dabei:
die Entdeckung von Mediatorenprozessen, von sozialem Lernen,
die Entwicklung der Kybernetik, der Informationstheorien und
der Linguistik.
|
Die m.E. treffendste Definition
von Kognition stammt von FESTINGER (Theorie der kognitiven
Dissonanz): „Mit dem Begriff Kognition meine ich
... irgendeine Kenntnis, Meinung oder Überzeugung
von der Umwelt, von sich selbst oder von dem eigenen Verhalten.“ |
Kognitive Verhaltenstherapie ist –
wie GRAWE, DONATI und BERNAUER in ihrem Meilenstein der vergleichenden
Psychotherapieforschung (Psychotherapie im Wandel) festgestellt
haben, die Methode der Wahl bei fast allen
psychischen Störungen.
Ich bin bzw. arbeite
als Kognitiver Verhaltenstherapeut!
Als solcher stehen mir alle Methoden der klassischen VT und
der kVT zu Verfügung, von der systematischen Desensibilisierung
bis zur Hypnose.
Welche Methoden ich anwende, ergibt sich allerdings immer
erst aus der Verhaltensanalyse!
Konsequente Kognitive Verhaltenstherapie bedeutet immer,
dass man mit dem Individuum, das man vor sich hat, ganz individuell
arbeitet. Man muß also immer die Methoden an die individuellen
Bedingungen anpassen und nicht umgekehrt!
{4}:…Fachpsychologe Diabetes (DDG)
Ich habe 24 Jahre in einer Klinik gearbeitet, die u.a. Fachklinik
für Diabetes war. Dabei habe ich mit unzähligen
Menschen mit Diabetes vom Typ 1 und Typ 2 in verschiedener
Weise psychologisch gearbeitet. In Konsequenz davon habe ich
die Qualifikation und den Titel des „Fachpsychologen
Diabetes (DDG)“ erworben. Zu weiterem klicken Sie bitte
auf die Seite „Psychodiabetologie“.
(5): Arztregister - Psychotherapeutengesetz
Mit dem Arztregistereintrag kann ich Psychotherapie mit den
meisten Privatkassen und der Beihilfestelle direkt abrechnen.
Es ist schwierig, den Zusammenhang von Diplom, Approbation
und Arztregistereintrag verstehbar darzustellen, weil die
Leute, die das Psychotherapeutengesetz gemacht haben (Gesundheitsministerium
unter der damaligen Leitung von Seehofer), es meines Erachtens
damals offensichtlich selber nicht verstanden haben - anders
lassen sich die Webfehler nicht erklären!
Das Psychotherapeutengesetz von 1998 hat die berufliche Situation
von Diplom-Psychologen, die therapeutisch arbeiten, erstmals
rechtlich geregelt, nachdem wir vorher alle mit einem Bein
im Gefängnis gestanden haben! Nach über 20-jähriger
Beratung ist ein Gesetz entstanden, das an etlichen Stellen
holpert und schlecht gemacht ist - dazu unten mehr.
Es wurde der "neue" Beruf des "Psychologischen
Psychotherapeuten" geschaffen, die Erlaubnis dazu wurde
an eine "Approbation" geknüpft (s.o.). Mit
der Approbation darf man also heilkundlich-psychotherapeutisch
tätig sein. Um allerdings Kassenpatienten (~ 90% der
Bevölkerung) therapieren zu dürfen, hat der Gesetzgeber
die Kassenzulassung geschaffen. Eine von
mehreren Voraussetzungen zur Erlangung der Kassenzulassung
ist der Eintrag ins Arztregister der jeweils zuständigen
Kassenärztlichen Vereinigung (KV).
Der wesentliche Unterschied zwischen Approbation
und Arztregistereintrag ist:
für die Approbation muß man eine
Ausbildung in "wissenschaftlich anerkannten Psychotherapieverfahren"
nachweisen,
für den Arztregistereintrag muß
man eine Ausbildung in "einem vom Bundesausschuß
der Ärzte und Krankenkassen anerkannten Behandlungsverfahren"
nachweisen; das war in meinem Fall die Verhaltenstherapie.
Die praktische Konsequenz des Arztregistereintrages besteht
darin, daß - obwohl es das Gesetz so nicht vorsieht
- die meisten Privatkrankenkassen und die Beihilfestelle für
Beamte diesen Arztregistereintrag voraussetzen, um den jeweiligen
Psychologischen Psychotherapeuten anzuerkennen und mit ihm
direkt abzurechnen..
(6): Kritische Anmerkungen
Hier verlasse ich bewußt die "Objektivität",
hier lege ich meine - allerdings gut begründete - subjektive
Meinung, Auffassung und Überzeugung zu diesem kaum erklärbaren
Wirrwarr dar! Es ist teilweise sehr scharf formuliert und
regt bestimmt einige, die sich so weit nach unten auf dieser
Seite durchgearbeitet haben, zum Widerspruch an: gut so! In
Anlehnung an den Klappentext von Pranges "Werte"
trete ich hier der grassierenden Beliebigkeit entgegen und
liefere ein engagiertes und streitbares Plädoyer für
eine "ordentliche" Psychotherapie! Mein Alter -
ich befinde mich an der Schwelle zur Weisheit - führte
im Zickzackkurs zu etlichen Lebenserfahrungen.
"Psychologischer Psychotherapeut" ist ein doppeltgemoppelter
Begriff, wie bei einem "weißen Schimmel",
allerdings drängt sich dann die Frage auf: gibt es auch
schwarze Schimmel? Ich habe davon jedenfalls noch nie gehört.
Aber bei Psychotherapeuten gibt es das.
Nochmal und deutlicher als oben: Nur Psychologische Psychotherapeuten
haben Psychologie studiert, sog. Ärztliche Psychotherapeuten
haben NICHT Psychologie studiert. Die Zusatzausbildung in
Psychotherapie baut also nur bei Psychologischen Psychotherapeuten
auf der Wissenschaft Psychologie auf, bei Ärzten nicht!
Um das Ganze noch ein wenig undurchsichtiger zu machen gibt
es bei Ärzten mehrere "Psychotherapie-Bezeichnungen"
(ohne Psychiater s.o.), die für den Laien keine Unterschiede
bedeuten: "Ärztlicher Psychotherapeut", "Facharzt
für Psychotherapeutische Medizin", "Psychotherapie"
usw. Die Zusatzausbildungskriterien sind jeweils andere und
- zugegebener Maßen - zumindest für Ärztliche
Psychotherapeuten in den letzten Jahren drastisch angehoben
worden. Nichtsdestoweniger machen in Deutschland noch tausende
Ärzte "Psychotherapie", die nach der vor kurzem
erst abgeschafften Ausbildungsordnung nur an drei
Wochenenden psychotherapeutische Verfahren gelernt haben,
von denen zwei aus Autogenem Training bestanden und ein Wochenende
aus psychologischer Gesprächsführung!!!
Und die rechnen mit den Kassen ab!
Es war ein Skandal und eine Unverschämtheit sonder gleichen,
als die ärztlichen Standesorganisationen und in ihrem
Kielwasser die Krankenkassen und letztlich auch der Gesetzgeber
die Zusatzqualifikationskriterien für Diplom-Psychologen
(die ja schon ein ganzes Studium der Psychologie hinter sich
hatten) um ein tausendfaches gegenüber diesen nichtssagenden
3-Wochenenden-Kriterium der Ärzte erhöht haben,
um Psychotherapie machen zu dürfen!
Und vorher standen wir alle noch mit einem Bein im Gefängnis:
nach der alten Reichsversicherungsordnung und dem Heilpraktikergesetz
aus der Nazizeit durften nur Ärzte und Heilpraktiker
heilkundlich tätig sein; wer nicht Arzt war oder nicht
in einer Prüfung nachgewiesen hatte, daß er keinen
Schaden für den "Volkskörper" bedeutet
(eine positive Wissensprüfung mußten Heilpraktiker
nach dem alten Gesetz nie ablegen!), durfte nicht heilkundlich
tätig sein, also auch keine Psychotherapie machen! Demgemäß
wurde in Bayern in den 70-er Jahren einige Diplom-Psychologen
zu Gefängnisstrafen verurteilt, weil sie sich weigerten,
diese diskriminierende Heilpraktikerprüfung abzulegen!
Deswegen hat der Berufsverband Deutscher Psychologen alle
Diplom-Psychologen aufgerufen, die Heilpraktikerprüfung
abzulegen, um wenigstens dieses Damoklesschwert loszuwerden.
Deswegen habe ich damals auch solch eine Heilpraktikerausbildung
gemacht. Dann aber - kurz bevor ich die Prüfung ablegen
wollte, gab es eine Erleichterung und ich mußte nur
noch in einer eingeschränkten Prüfung nachweisen,
daß ich wenigstens etwas Ahnung von Psychotherapie habe!
Die heutigen Zusatzqualifikationskriterien sind für
Psychologen und Ärzte immer noch skandalös ungleichgewichtig
(4200 zu 300 Stunden Theorie) - wenn man mal davon absieht
(was in meinen Augen weiterhin ein übler Witz ist), daß
Psychologen Psychologie studiert haben und Ärzte nicht!
In diesem Zusammenhang ist auch die o.g. Unterscheidung von
Approbation und Arztregistereintrag - und damit auch der Kassenzulassung
für Psychologen - äußerst kritisch zu beurteilen:
Psychologische Psychotherapeuten wenden "wissenschaftlich
anerkannten Psychotherapieverfahren" an, Psychotherapeuten
mit Kassenzulassung wenden "ein vom Bundesausschuß
der Ärzte und Krankenkassen anerkanntes Behandlungsverfahren"
an. D.h.:
1. Überwiegend Ärzte, die nicht Psychologie studiert
haben, definieren, was Psychotherapie ist - da erübrigt
sich jeder Kommentar!
2. Das, was kassenzugelassene Psychotherapeuten machen dürfen,
ist unterhalb des wissenschaftlich anerkannt Möglichen!
Das ist m.E. "Schaden am Volkskörper"!
3. Innerhalb der vom Bundesausschuß anerkannten Verfahren
befinden sich etliche, die bislang keinen wissenschaftlichen
Effizienznachweis erbracht haben! Hier ist Ideologie am Werk!
Um es noch deutlicher zu sagen: Freud, der bekannteste unter
den "Tiefenpsychologen", war kein Psychologe, sondern
Nervenarzt. Das Gedankengebäude, das er geschaffen hat,
hat mit Wissenschaft nichts, aber auch gar nichts zu tun,
es ist eine in sich geschlossene Weltanschauung! Es lag damals
in der Luft, solche neuen Weltanschauungen zu kreieren: auf
gleicher Ebene liegen Steiner mit seiner Anthroposophie, Hahnemann
mit seiner Homöopathie, auch Marx mit seinem Kommunismus,
um nur die herausragensten zu nennen. In neuerer Zeit hat
Hubbard mit seiner Scientology ähnliches gemacht: alles
in sich geschlossene, unkritisierbare Weltanschauungsgebäude.
Nun stelle man sich vor, die Kasse bezahlt den langen Marsch
in die Scientology: zu Recht unvorstellbar! Aber sie zahlt
den langen Marsch in die Psychoanalyse!
Nachgerade nur als makaber ist es m.E. anzusehen, wenn ein
Facharzt für Psychotherapeutische Medizin seinen Facharzt
in dem vom Bundesausschuß anerkannten Verfahren "Verhaltenstherapie"
macht! Verhaltenstherapie ist die Anwendung der Wissenschaft
Psychologie: wenn man also den Anwendungsteil lernt ohne das
notwendigerweise daruntergehörende Wissenschaftsfundament,
dann geriert Verhaltenstherapie zum hohlen, sinnlosen, beliebigen
Tun!
Ich bin der festen Überzeugung, daß ein Großteil
des schlechten Ansehens, das Psychologen und Psychotherapeuten
vor allem in Deutschland haben, vor allem darin begründet
liegt, daß viel zu viele Nicht-Diplom-Psychologen mit
wissenschaftlich nicht anerkannten Verfahren, unhinterfragt
von allen Kassen bezahlt, herumagieren - neben den vielen
Scharlatanen!
Ich möchte noch einen anderen Aspekt des psychologisch-psychotherapeutischen
Geschehens kritisch beleuchten, nämlich die Frage: was
unterscheidet eigentlich die Arbeit eines Psychologischen
Psychotherapeuten von der eines Ärztlichen Psychotherapeuten?
Beschränkt sich das darauf, daß Ärzte zusätzlich
noch Medikamente verschreiben dürfen und Psychologen
nicht? Oder gibt es da noch was anderes?
Zu Anfang und im Mittelteil meiner Berufslaufbahn galten unter
Psychologen, die psychotherapeutisch arbeiteten, einige wichtige
Übereinkünfte, die im Wesentlichen mit der Unterscheidung
von Psychologe und Arzt zu tun hatten.
Erstens sprachen wir nicht von "Patienten"
sondern von "Klienten". Da steckt weit mehr drin
als nur verschiedene Bezeichnungen für ein und dieselbe
Sache! Neben vielem anderen spiegelt sich hier das unterschiedliche
Herrschaftsgebaren der beiden Berufsgruppen wider: Patienten
stehen unter einem Fachmann, der über den Kopf hinweg
entscheidet, was zu geschehen hat; Klienten stehen auf gleicher
Ebene, man hat ein Arbeitsbündnis von Fachleuten unterschiedlichen
Inhalten: der Klient ist Fachmann für sein Leben, ich
als Psychologe bin "nur" Fachmann für Psychologie,
ich biete ihm meine Dienste an, ich bestimme nicht über
ihn! In neuerer Zeit wird diese grundlegende Unterscheidung
an dem Begriffspaar "Compliance" und "Empowerment"
diskutiert und teilweise umgesetzt. Ich höre fast keinen
Psychologischen Psychotherapeuten mehr von "Klienten"
reden, sondern nur noch von "Patienten"! Das ist
m.E. zumindest eine äußerst ungute Entwicklung!
Der zweite Aspekt bezieht sich auf die
Beschreibung des Behandlungsauftrages bzw. des Behandlungsinhaltes.
Früher galt: Ärzte stellen eine Diagnose, Psychologen
beschreiben, was jemand macht und fühlt/erlebt. Auch
dieses beschreibt eine grundlegend andere Herangehensweise
an Probleme. Ärzte untersuchen, d.h. sie trennen erst
einmal die Krankheit von der Person, mit der sie zu Anfang
noch reden, dann kommen i.R. technische Hilfsmittel zum Einsatz
(z.B. Röntgen, Labor usw.) und am Ende stellen sie eine
Diagnose: der Patient hat die XY-Krankheit; und daraus wird
die Behandlung abgeleitet. Psychologen gingen (gehen?) anders
vor: sie reden mit ihren Klienten (s.o.) wohl wissend, daß
er sich dabei schon verändert; dieser Prozess wird fortgesetzt,
bis zumindest der Klient - manchmal auch der Therapeut - das
Arbeitbündnis zufrieden beendet. Eine Diagnose im Sinne
von: er hat diese oder jene Neurose (=medizinischer Begriff)
war nicht nur nicht nötig, sondern hätte vielfach
den Prozess gestört! Nun sah man sich als Psychologe,
wenn man mit Ärzten zusammenarbeitete immer wieder den
ärztlichen Forderungen nach Diagnosen konfrontiert: "ich
will nicht wissen, was er macht, ich will
wissen, was er hat!" (hundertfacher
Originalton meiner ärztlichen KollegInnen). Diesem durchaus
verständlichen Bedürfnis (Ärzte denken halt
wie Ärzte und das sollen sie auch) ist man dann immer
nachgekommen und hat eine Diagnose (= medizinische Begrifflichkeit)
geliefert, wohl wissend, daß man damit psychologisch
gesehen nicht nur sein Terrain verlassen hat, sondern oft
auch erheblich falsch lag! Vor allem aber dann, wenn man in
freier Praxis versuchte, Psychotherapie von Kassen bezahlt
zu bekommen, saß man genau in dieser Falle, daß
man gezwungen wurde, mit medizinischen Begriffen psychologisches
Tun zu beschreiben und zu begründen! Seit Einführung
des Psychotherapeutengesetzes ist das nun wiederum die Realität
aller Psychologen geworden, die die Kassenzulassung haben.
Und ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, daß
dieser Zwang von außen für die meisten Psychologen
zum inneren Habitus geworden ist: sie unterscheiden sich gar
nicht mehr von Ärzten: sie arbeiten mit "Patienten",
stellen "Diagnosen" und behandeln psychische "Krankheiten"
und "Störungen"! Psychologen sollten aber nicht
Krankheiten behandeln, sondern mit Menschen arbeiten - und
das ist etwas grundlegend anderes! Nur - wenn sie das konsequent
tun, verstehen das u.U. die Kassen nicht und zahlen nicht!
Dieses Dilemma - im Fachjargon "Kognitive Dissonanz"
- wird m.E. nach irgendwann entweder hochkochen und explodieren,
und dann wird es zur nicht immer sachgerechten Klärung
der Unterschiede kommen - oder implodieren und dann verschwinden
die Psychologen, weil sie versäumt haben, den positiven
Unterschied zu Ärzten offen und offensiv darzulegen.
Im Moment scheint es so zu sein, daß schon allein die
Frage nach dem Unterschied von Ärztlichen zu Psychologischen
Psychotherapeuten Züge eines Tabubruches hat.
(7) Fragebogen zur Therapeutenwahl:
Die Ausführungen auf dieser Seite sollen dabei helfen,
den Psychojungle etwas übersichtlicher zu machen. Zusätzlich
soll Ihnen bei der Suche nach einem für Sie guten Psychotherapeuten
geholfen werden Vor etwa 25 Jahren habe ich einen Fragebogen
gefunden, der geeignet ist, die Unsicherheit zu reduzieren,
ob denn der Therapeut, den man gefunden hat, der "richtige"
ist. Er befindet sich hinten in dem Büchlein "Ich
kann, wenn ich will" von Arnold Lazarus und Allen Fay.
Die meisten meiner Klienten haben positive Erfahrungen damit
gemacht. Ich habe die etwas holprige Übersetzung etwas
geglättet.
PDF-Datei:
Fragebogen zur Therapeutenwahl
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